Arbeitsblatt 3: Mit altem Wissen Neues Bauen
Hauptmerkmale des Bauens in der Fränkischen Schweiz
Die Hausform in der Fränkischen Schweiz war geprägt von der ursprünglich dominierenden Landwirtschaft sowie von der handwerklichen Tradition. Kennzeichnend war im ländlichen Raum das Wohn-Stallhaus. Dem trauf- oder giebelseitig nach Osten oder Süden ausgerichtetem Wohnteil war im Norden der Stall angegliedert. Die Breite der Häuser war aus konstruktiven Gründen begrenzt. Auf diese Weise entstanden schlanke langgestreckte Gebäude.
Die typische Dachform war ein steilgeneigtes, mit roten Ziegeln gedecktes Satteldach, bei dem der Dachraum sinnvoll und kostensparend genutzt werden konnte. Diese Häuser hatten sehr knappe Dachüberstände an Ortgang und Traufe.
Die fränkische Bauweise zeichnet sich also durch ihre geniale Einfachheit aus.
Hauptbaukörper
1. Baukörper
Rechteckig, keine Einschnitte, ruhige Fassade ohne nennenswerte Vor- und Rücksprünge, Rücksichtnahme auf das fränkische Ortsbild.
2. Dachneigung
Um 50 Grad, auch bei Nebengebäuden. Bei Anbauten und Vordächern ist eine Neigungsänderung möglich.
3. Dachform
Satteldach, Sonderformen wie Frackdach, Krüppelwalm an bestimmten Lagen möglich.
4. Kniestock
Nicht erwünscht, ein Kniestock zerstört die Gebäudeproportionen.
5. Dacheindeckung
Naturrote, hellrote Ziegel, Biberschwanzdeckung bevorzugt. Solaranlagen bei harmonischer Flächenaufteilung möglich.
6. Dachüberstände / Traufe
Gestaltung durch verschiedene Gesimsbrett-/ Gesimsbohlenausführungen, keine sichtbaren Sparrenköpfe, maximal 30 cm Überstand.
7. Dachüberstand / Ortgang
Gestaltung durch Windbrett, Zahnleiste, Ortgangziegel, keine sichtbaren Pfettenköpfe, keine Flug-/Luftsparren, maximal 20 cm Überstand.
8. Fassade
Die Öffnungen in der Fassade sollen sich in Form und Groesse harmonisch ergänzen und der Wandfläche unterordnen. Die Nutzung soll erkennbar sein.
Auf- und Anbauten
9. Dachaufbauten
rRuhige Dachlandschaft, Zwerchhaus und Zwerchgiebel sind typische fränkische Bauelemente; Schleppgauben oder stehende Einzelgauben; Details entsprechend kleiner als beim Hauptdach; Dachflächenfenster nur als kleinere Formate und nur in Nebenräumen.
10. Kamine
Möglichst nahe am First, Klinkermauerwerk, besser verputzt und in der Hausfarbe gestrichen, keine Verkleidungen aus Kunststoff, keine "kunstvoll" geschmiedeten Abdeckhauben.
11. Balkone
Vorgestellte Holzkonstruktion einfachster Gestaltung, keine Betonkragplatten, optisch erkennbare Lastabtragung durch Stützen; Brüstung: schlichte, senkrechte unverzierte Latten oder Bretter.
Alternative zum Balkon:
überdachter Freisitz im Garten, Metallgeländer unmittelbar vor der Balkontür.
siehe auch Bauberater 1
12. Vordächer
Einfache, unaufdringliche Konstruktion, Ansatz unter der Traufe, Hauptdach nicht durchgeschleppt, keine Kunststoffe.
Fassade
13. Fenster und Türen
Stehende Formate, hochrechteckig; Sprossenfenster kein unbedingtes Muss; wenn schon, dann "echte" Sprossen, d.h. keine aufgeklebten oder innenliegenden Sprossen; keine groben Glasbausteinflächen; Fenster in Naturholz (hell) oder heller Anstrich (weiß, grau, auch Pastellfarben möglich), weiteres in Bauberater 2.
14. Eingangstüren, Nebentüren
Blockrahmen, eventuell mit Oberlicht, weit hinten im Mauerwerk,
siehe auch Bauberater 2.
15. Außenputz
Einfach verriebener Putz, kann durchaus leichte Unebenheiten aufweisen, weich gerundete Kanten, mögliche Gliederung durch Gewände, Lisenen und Gurtgesimse; keine aufflligen Putzstrukturen, kein "Beulenputz".
16. Außenanstrich, Farben
Kein aufgemaltes oder vorgeblendetes Fachwerk, keine Fassadenmalereien (Landschaftsbilder usw.). Werbung am Geschäftshaus unauffällig und angepasst; gebrochenes Weiß sowie Pastelltöne; Fenster- und Türgewände heller abgesetzt, ca. 12-14 cm breit, Begleitstrich möglich.
17. Fassadenverkleidungen
Keine Kunststoff- oder Metallverkleidungen, bevorzugt senkrechte Schalung aus Holz in natürlicher Farbgebung oder in Pastelltönen.
18. Fassadenbegrünung
Einheimische Pflanzen, z.B. Efeu, wilder Wein, Spalierbäume.
Umfeld
19. Direktes Umfeld
Klare sachliche Formen (nicht historisierend) bei Hausbank, Beleuchtungskörper, Briefkasten, Hausnummern, Klingeln, Namensschilder, Sprechanlagen usw.; keine künstliche Bearbeitungsspuren wie Hammerschläge, Holzmaserung, Hobelriefen, Putzstrukturen.
20. Geländeanpassung
Kellergeschoss möglichst tief im Boden, das Haus soll aus dem Boden "herauswachsen"; natürliches Gelände nicht wesentlich verändern, keine ueberhöhten Terrassenaufschüttungen, Hänge stufig abböschen.
21. Gartengestaltung
Hausbaum im Hofraum, einheimische Bepflanzung wählen, Anlehnung an Bauerngärten und naturnahe Gärten, keine Koniferen, wasserundurchlässige Beläge oder Versieglungen möglichst gering halten, kein Asphalt; wie früher fliesende Übergänge zwischen Grün und befestigten Flächen keine scharfkantigen Abgrenzungen, Holzzaun mit senkrecht stehender, schlichter Lattung (Staken, Staketen).
22. Am Haus und im Garten
Kitschige Gestaltung vermeiden, z.B. keine Gartenzwerganlagen, keine Schwäne aus Autoreifen, keine Windmühlen, keine alten Bauerngerätschaften an Haus oder im Garten, usw.
Nebengebäude
23. Garagen und sonstige Nebengebäude
Garagenform möglichst wie Hauptgebäude, Carport als begrünte, einfache Holzkonstruktion möglich; Stauraum vor der Garage nicht komplett versiegeln, z.B. Rasengittersteine, Rasenfugenpflaster, eventuell nur zwei Fahrspuren mit Grün dazwischen, wassergebundene Decke, usw.
Keine Kellergaragen mit steilen Abfahrten, kein Kniestock, Mehrfachnutzung planen - s. FSV-Heft 4/95
Baumaterialien
Einheimische, natürliche und bewährte Baustoffe, möglichst wenig verschiedene Materialien, Rückbesinnung auf frühere handwerkliche Verarbeitungstechniken.
Landschaftsgebundenes Bauen ist Umweltschutz!
Nehmen Sie unseren Rat in Anspruch:
Arbeitskreis Bauen und Gestalten im Fränkische-Schweiz-Verein e.V.
91320 Ebermannstadt - Oberes Tor 1
Telefon: 09194/1433, Fax: 09194/ 79 57 58