Arbeitsblatt 2: Fränkische Haustüren und Hauseingänge
Bearbeitet von Hans-Peter Reck
Jedes Haus hat ein Gesicht, eine Hauptfront, eine Fassade. Sehr häufig ist das die Giebelfront. Die Anzahl und Proportion der Wandöffnungen sowie deren Detailgestaltung geben dem Haus erst den Rhythmus. Fenster-, Tür- und Toröffnungen (Passagen und Durchfahrten) stellen die wesentlichsten Gliederungselemente einer Hausfassade dar. Die Größe, das Format und die Anordnung der Wandöffnungen spiegeln den Charakter des Hauses und seine Bauweise wieder. Eines der prägendsten Elemente eines Hauses sind neben den Fenstern die Haustüre und Hauseingänge.
Die Türwandung
Auch hier findet man je nach Region und Art des Hauses unterschiedliche Arten der Ausführung. Angefangen vom einfachen Mauerwerk, das verputzt und weiß gestrichen ist, bis hin zur Tuffsteineinfassung (nicht aufgeblendet, sondern massiv gemauert!), hing die Gestaltung früher davon ab, welches Material wo vorhanden und somit relativ einfach zu beschaffen war.
Heute spielt diese Ortsbezogenheit des Materials eine völlig untergeordnete Rolle. Transporthindernisse und Finanzierungsengpässe sind keine primären Argumente. So wird häufig auf ortsfremde und form-unübliche Gestaltungselemente zurückgegriffen.
Verwendet werden dürfen keine Fliesen oder Riemchen, da diese weder orts-typisch noch praktisch, geschweige denn optisch ansprechend sind. Sie sollen nur Mauerwerk vortäuschen, offenbaren aber gerade an den Ecken das Blendwerk, da hier die dünnen Stirnseiten sichtbar werden. Auch Marmor-, Granit- oder Kunststeineinfassungen sind keine geeigneten Gestaltungselemente. Am besten ist es, wenn Sie die Türwandung oder Putzfaschen verputzen und dann weiß streichen. Eventuell grenzt ein dunkler Begleitstrich die weiße Wandung ab.
Die Hausnummer
Man kann viele aufwendige und teure Lösungen aus dem Baumarkt oder dem Fachhandel sehen. Es sind schmiedeeiserne, aus prismenartigem Plexiglas gefertigte oder modern geformte Großziffern. Häufig spiegeln solche Beispiele höchstens Originelles und keine Originalität wider. Billiger und zweckmäßiger sind an die Hauswand geschriebene Ziffern. Entweder bringt man diese neben der Türwandung oder aber bei größeren Türen darüber in der Mitte an.
Die Farbe
Die Haustüren waren sehr häufig naturbelassen. Sie nahmen dann im Laufe der Zeit eine Patina an und wurden durch die Sonneneinstrahlung dunkler. Mitunter wachste man die Türe und erreichte so einen Schutz gegen Spritzwasser.
Bei Lack- oder Farbverwendung nahm man gedeckte Erdfarben im Grünblau, Dunkelrot oder Braun-beige-Spektrum. Nägel und Beschläge strich man, auch aus Rostschutzgründen, mit mattschwarzer Lackfarbe. Sehr selten verwendete man zwei oder mehrere verschiedene Farbtöne.
Die Beschläge
Die wichtigsten Beschläge bei der Hauseingangstüre sind die Anschlagbänder, das Türschloss, der Türklopfer und der Türknauf. Je nach Gegend und Haustyp waren diese unterschiedlich ausgeprägt. So zeigt es sich, dass Häuser auf der karstigen Hochfläche der Fränkischen Schweiz weit weniger verzierte Haustüren hatten als die größeren und aufwendiger gebauten Mühlengebäude im Tal oder Bürgerhäuser in Kleinstädten und Märkten.
In unserer heutigen Zeit kommt ein Funktionselement im Bereich des Hauseinganges hinzu. Es ist der Briefkasten, oft mit Sprechanlage kombiniert. Vielfach lässt er sich in die Haustüre integrieren. So sieht man außen nur einen relativ schmalen Klappdeckel. Keine befriedigende Lösung bietet meistens die Anbringung des Briefkastens im Wandungsbereich oder an der Haustüre.
Gänzlich abzulehnen sind Briefkästen mit kitschiger Reliefprägung an der Frontseite. Installieren Sie deshalb Briefkasten und gegebenenfalls die dazugehörige Sprechanlage nach Möglichkeit in der Türwandung oder in der Flurwand (eingemauert).
Das Türschloss
Türschlösser spielen, was die innere Mechanik betrifft, eine etwas untergeordnete Rolle, da sie das äußere Erscheinungsbild nicht wesentlich beeinflussen. Die früheren Kastenschlösser waren meist an der Innenseite angebracht. Heutige Zylindersicherheitsschlösser haben minimale Einbaumaße und bieten selten Gestaltungsprobleme.
Schlossblenden und Deckblenden führen schon häufiger zu Problemen. Hierbei sollten Sie darauf achten, relativ einfache und nicht aus glänzendem Aluminium bestehende Blenden zu verwenden. Ebenso sollte von schmiedeeisernen Prunkstücken im alpenländischen Stil Abstand genommen werden.
Die Hausglocke
Die ursprüngliche Form der Hausglocke zum Ziehen mit Eisen- oder Messinggriff gehört in den allermeisten Fällen der Vergangenheit an (manchmal noch als Zierde erhalten). Kleine beleuchtete Klingelknöpfe sind die heute üblichen Lösungen. Sofern diese nicht durch auffällige Farbgebung (aluminium- hellglänzend) den Blick auf sich ziehen, kann nichts dagegen eingewendet werden. Anerkennenswert sind allerdings Lösungen, die eine Zugglockenvorrichtung vor der Haustüre mit einem elektrischen System im Innern verbinden. Dies betrifft vor allem Altbauten, wo noch solche historischen Einrichtungen vorhanden sind.
Fußabstreifer-Fußabkratzer
Erfahrungsgemäß stellen Fußabstreifer keine größeren Gestaltungsprobleme dar. Metallene, verzinkte Roste, die über einem eingelassenen Kasten liegen oder auch Holzroste sind die bewährten Lösungen. Eine alte Form von Schuhsohlenreinigungsgerät ist kaum noch zu finden, nämlich der Fußkratzer. Er war in die Hauswand neben der Haustür eingelassen und diente vor allem dem Reinigen der von der Garten- und Ackerarbeit verschmutzten Schuhsohlen.
Die Haustürüberdachung
Häufig anzutreffen sind industriell gefertigte und oft aus profiliertem Kupferblech und Plexiglas hergestellte Überdachungen. Diese wirken wie Fremdkörper an unseren Häusern. Gefälliger und meist billiger sind Lösungen, die aus einer Holzkonstruktion mit Ziegelabdeckung aus Biberschwanz bestehen (s. Beispiel).