FSV Jugenderlebnistag 2018

Der Jugenderlebnistag des Fränkischen Schweiz Vereins fand in diesem Jahr unter dem Motto Мühlen in der Fränkischen Schweiz statt. Wir starteten in Nankendorf an der dortigen Mühle. Heinz Hofmannn, der die Veranstaltung maßgeblich organisiert hatte, führte uns ein bisschen in das Thema ein, indem er auf die lange Tradition der Wasserkraft verwies, die schon im Codex des Hammurabi (18. Jh. v.u.Z.) erwähnt wurde. Wasserkraft ist eine der umweltfreundlichsten Energien, die uns hilft, die Energiewende weg von Atomstrom und Kohle zu schaffen. Herr Johannes Sebald von der Nankendorfer Mühle hieß uns dann, zusammen mit seiner Freundin, Franziska Neuner, willkommen.

Dann luden uns die beiden zu einer Mühlenbesichtigung ein. Das große Wasserrad ist dort auch von der Holzbrücke über die Wiesent gut sichtbar, aber es ist dann doch noch etwas Anderes, wenn insbesondere unsere Kinder direkt neben dem riesigen, sich drehenden Rad stehen dürfen und so einen ganz anderen Eindruck von der gewaltigen Kraft bekommen, die hier in Bewegung gesetzt wird. In der Mühle selber sieht man auch noch einige Zeugnisse alter Zeit, als die Wasserkraft noch direkt zum Getreidemahlen eingesetzt wurde. Heute wird damit über einen Generator elektrischer Strom mit einer Leistung von durchschnittlich 4 kW (das sind ca. 7 PS) erzeugt. Zum Vergleich: Um nur ein kW Leistung zu erbringen müssen zwei Rennradprofis voll in die Pedale treten. Wenn sie das eine Stunde lang tun, dann haben sie eine Kilowattstunde Arbeit geleistet und 25 Cent verdient.

 

Man hatte den Eindruck, dass sich Familie Sebald an dem Interesse der Jugend freute, denn auch die Senioren mischten sich unters Volk, um ein wenig aus ihrem Erfahrungsschatz zu erzählen. Als zudem noch das kleine Boot flott gemacht wurde und die Kinder über die vom Wehr angestaute Wiesent rudern durften, war die Begeisterung groß.

Man musste nun schon zum Aufbruch mahnen, denn wir hatten ja doch noch Einiges vor. An dieser Stelle verabschiedete sich unser Kulturausschussvorsitzender Walter Taufendpfund, der es sich trotz eines dichten Terminkalenders nicht hatte nehmen lassen, die Nankendorfer Mühle zu beehren. Nachdem Anja Prütting uns mit Getränken erfrischt hatte, machten sich die erwartungsfreudige Gruppe auf den Weg nach Waischenfeld, vorbei an Besitzerrechten Wiesent-Abschnitten und der Sägemühle. Zu unserer Überraschung, ließen sich die wasserliebenden Nagetiere Вiber an zwei Stellen auch persölich sehen, wobei man bemägeln muss, dass sie es ablehnten, für ein Foto zu posieren. Möglicherweise kannten sie sich mit ihren Rechten aus der demnächst in Kraft tretenden Datenschutzverordnung schon gut aus.

An der Sägemühle vorbei, waren wir dann auch bald in Waischenfeld angekommen. Dort trafen wir zufällig den Stadtherold, Wolfgang Huppmann, der in altertümlicher Tracht uns kurz über die Stadtgeschichte informierte. Sollte die Aufmerksamkeit hie und da ein wenig nachgelassen haben, so war sie schlagartig wieder erwacht, als der Herold Teile seines Vortrags singend in seinem unverwechselbaren Bassbariton vortrug. Er führte uns dann weiter zur Stadtmühle, wo wir das dortige Wasserrad, das sogar noch großer ist als das Nankendorfer leider nur aus der Entfernung bewundern konnten. Ich möchte an dieser Stelle Mühlenbesitzern Mut machen, dem Beispiel der Nankendorfer zu folgen und interessierten Jugendlichen ihre Anlagen zu öffnen. Die Wasserkraft braucht auch in der nächsten Generation Unterstützer.

 

Die Heimatvereine Waischenfeld hatten am Spielplatz hinter der Raiffeisenbank dann schon Bänke und Tische vorbereitet, die wiederum die hiesige Siedlergemeinschaft zur Verfügung gestellt hatte. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Waischenfelder trotz einiger kleiner Reibungen, die bei guten Aktionen nicht fehlen dürfen, auf die Beine stellen. Getränke waren organisiert und aus dem Staahäusla wurde krätig Pizza geordert. Heinz Hofmann zeigte nun mit einem kleinen Experiment, wie man aus ein paar unterschiedlichen Metallblättchen und einer Zitrone schon Strom erzeugen kann, indem man die unterschiedlichen Ionisierungseigenschaften der Metalle ausnutzt.  Der nächste Favorit der Mädchen und Jungs war dann Rüdiger Haberstumpf. Dieser hatte eine selbst entwickelte elektrische Schubkarre mitgebracht, mit der mühelos auch ordentliche Steigungen überwunden werden konnten. Mit Rückwärtsgang und Scheibenbremse versehen, waren auch Talfahrten kein Problem. Karrenweise wurden nun Kinder über die Spielplatzhügel verfrachtet. Als Herr Haberstumpf dann doch mal eine Pause benöigte, nahmen die Kinder die nicht unkomplizierte Elektronik selbst in die Hand, was eine halbe Stunde auch gut ging dann hatte sich ob der doch recht ungestümen Fahrweise ein Draht gelößt, und da gerade kein Lökolben zur Hand war, hatte die Schubkarre nun ihre Ruhe.

Reinhard W. Moosdorf hatte noch ein paar schriftliche Informationen zusammengestellt, die man mitnehmen konnte. Darin wurde auch auf die Gegner der Wasserkraft eingegangen, die unter dem Deckmantel des Fischschutzes versuchen, wieder der Atomenergie den Rückweg zu bereiten. Die Aktualität der Debatte wurde deutlich, als sich herausstellte, dass unter den Teilnehmern auch jemand war, der durch die Tschernobyl-Katastrophe Strahlenschäden erlitten hatte.

Der Erlebnistag ging nun zu Ende. Wolfgang Huppmann stimmte noch ein paar Mühlen-Lieder mit uns an. Doch die recht hohen Temperaturen des Tages forderten ihren Tribut, und so dürften die Kinder und Jugendlichen später am Abend auch recht zügig in den Schlaf gefunden haben.

Wir jedenfalls danken allen genannten Beteiligten, vor allem der Familie Sebald aus Nankendorf, der FSV Ortsgruppe Waischenfeld mit der unermüdlichen Maria Eckert-Rosenberg an der Spitze, dem Stadtherold Wolfgang Huppmann, dem Еxperimentator Heinz Hofmann und Rüdiger Haberstumpf mit seiner Elektroschubkarre, dazu noch den Ungenannten, die oft die unschätzbaren Dienste im Hintergrund geleistet haben und damit zum Gelingen des Tages beitrugen.

 Reinhard W. Moosdorf, FSV Jugend