FSV-Jugenderlebnistag 2014 in der "Forcheimer Unterwelt"

Beim Jugenderlebnistag am 10. Mai wurde uns Forchheim als spätmittelalterliche Bastionsstadt gezeigt. Unser Ausgangspunkt war der Rathausplatz bzw. der Platz vor dem Magistratsbau, der sich als Renaissancebau an das Rathaus anschließt. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit den Teilnehmern und der Begrüßung durch Heinz Hofmann und Eduard Nöth als Verteter des FSV, wurden wir in zwei Gruppen geteilt und unseren Stadtführern Christel Trauth und Josef Siebenhaar zugewiesen.

 

 

Dann ging es zunächst an der Martinskirche vorbei in Richtung zu unserem ersten Ziel, dem "Erlebnismuseum Rote Mauer" in der Altitalienischen Bastion. Die Martinskirche ist die größte und älteste Kirche der Stadt. Die Bauzeit ging vom 11. Jahrhundert bis ins das 16. Jahrhundert. In den Jahren 1719/20 wurde der Innenraum Barock umgestaltet. Der Eingang zum Museum liegt an der "Roten Mauer". Die heißt so, weil es hier einen blutigen Eifersuchtsmord gab. Ein Liebhaber erstach seine ehemalige Geliebte, weil sie ihn verlassen hat. Nachdem wir die Altitalienische Bastion erreicht hatten, ging es gleich in die finsteren und kühlen Räume dieser ehemaligen Wehranlage, deren Baubeginn das Jahr 1553 war.

 

Diese Anlagen sind klein gehalten, Altitalienische Manier, und ragen pfeilförmig vor die Stadtmauer. Durch die pfeilförmige Spitze der Bastion gibt es keine toten Winkel, d.h. der Verlauf der Stadtmauer und die Abgrenzung der Bastion ist vollständig einsehbar. Das Prinzip der Aufhebung der toten Winkel galt für den gesamten Verlauf der Stadtmauer. Das Innere der Bastion ist in zwei Etagen aufgeteilt. Unten ist die Unterbringung der Soldaten mit verschiedenen Schießscharten. Oben bilden Kasematten mit Tonnengewölben die Aufstellungsräume für die Geschütze. Besondere Aufmerksamkeit erregte der im hinteren Raum aufgebaute Holzkran. Dieser ist aufgebaut wie ein Hamsterrad, nur größer.

 

Christel Trauth erläuterte das Prinzip. Laufen im Rad zwei oder drei schwere Männer nach vorne, so wird mit dem drehenden Rad ein Seil aufgewickelt, um damit Lasten über eine Umlenkrolle nach oben zu ziehen. Nachdem wir das Erlebnismuseum Rote Mauer, indem sich auch die Wappensteine der Fürstbischöfe befinden und sich über 200 Jahre Festungsgeschichte erleben lässt, verlassen hatten, ging es zum Saltorturm. Dabei kamen wir an der Kaiserpfalz, dem ehemaligen Bischofsschloss vorbei. Auffallend ist hier der rechte Eckstein auf der Südfasade oberhalb der dritten Etage. Dieser zeigt einen Basilisken als Wappentier, welches nur bestimmte Ritter- und Bischofsstände tragen durften. Ein Basilisk hat einen tödlichen Blick und wird bei der Paarung eines schwarzen Hahns mit einer Schlange gezeugt.

Beim Saltorturm angekommen wurde uns erzählt, dass dieser der einzig erhaltene Befestigungsturm der Stadtmauer ist und aus dem 14. Jahrhundert stammt. Ursprünglich war er ein Geschoss höher. Im 16. Jahrhundert trug man das vierte Geschoss ab und ersetze es durch eine Artilleriestellung mit zwei Schießscharten. Dazu durften wir noch die unteren Räume beim Saltorturm anschauen.

Dann ging es auf die Stadtmauer. Diese ist durchschnittlich 11 – 12 m hoch und wegen des hohen Erddruckes leicht geböscht. Damit niemand hochklettern kann, ist sie außen mit glatten sorgfältig gearbeiteten Quadern aufgebaut. Nach innen folgt eine Bruchsteinmauer, die nach hinten mit Erdmasse verstärkt ist. Die gesamte Mauerdicke beträgt somit ca. 20 Meter. Vor der Mauer verläuft der ca. 35 Meter breite Graben, an dessen Rand sich Erdaufschüttungen zur Deckung der vorgeschobenen Schützen befinden. Zeitweise waren die Gräben auch mit Wasser geflutet, um eventuelle Angriffe zu erschweren. Das gesamte Bastionärsystem mit Stadtmauer und Türmen war, wie schon erwähnt, geometrisch ohne tote Winkel aufgebaut. Das Vorfeld und die eigenen Verteidigungsanlagen waren somit sehr gut zu überwachen und zu kontrollieren. Es konnte sich kein Angreifer vorne an der Mauer aufhalten, ohne gesehen zu werden. Forchheim war die älteste bastionäre Befestigung dieser Art in Süddeutschland und erfüllte damit ihre Aufgabe das Bistum Bamberg nach Süden zu schützen. Das zeigt sich auch bei der Gestaltung der Wehrgänge, welche wir zunächst in der Zwingerbastion durchstreiften.

  

Christel Trauth löschte beim Rückweg durch den Wehrgang das Licht. Für einige war es etwas gruselig sich nur mit dem Licht vom Handy durch den Gang zu tasten. Die Gänge sind in der Regel mit zwei Eingängen versehen und haben zum Graben hin maskierte Schießscharten für Langgewehre. Maskiert bedeutet, dass die Schießscharten von außen nicht sichtbar, sondern mit einer dünnen Steinschicht zugemauert sind. Bei einem Angriff werden diese erst durchgeschlagen, um auf die Angreifer zu schießen, wenn sich diese nichtsahnend bis vor die Mauer gewagt haben. Weiter ging es dann zum Wasserschloss. Bei dieser Bezeichung geht es nicht um ein tolles Wohnschloss, sondern vielmehr um "Verschließen". Es gab zwei Wasserschlösser im Verlauf der Stadtmauer Forchheims. Das südliche sperrte den Zulauf der Wiesent in die Stadt gegenüber Feinden ab, das nördliche Wasserschloß sperrte den Ablauf der Wiesent. Letzteres blieb (beim alten Krankenhaus) erhalten. Hier wurde das einfließende Wasser an einer Mauer etwas angestaut und dann über ein Stufensystem, ähnlich einem künstlichen Wasserfall, abgeleitet. Zusätzlich waren dazwischen Gitter eingeflochten. Kamen, trotz der Gitter, feindliche Soldaten über das Stufensystem in das angestaute Wasser, so konnten diese von einem Steg darüber zusätzlich bekämpft werden. Soweit ist es aber nie gekommen. Die Festungsanlagen Forchheims wurden niemals von einem Feind überwunden. Sie bewährten sich in den Kampfhandlungen des 30 Jährigen Krieges in den Jahren 1632 – 34. Auch Belagerungszustände waren gut zu durchstehen, da die durchfließende Wiesent eine ausreichende Wasserversorgung stellte. Nahrungsmittel, wie Getreide, lassen sich lange aufbewahren. Davon konnten die ansässigen Bäcker Brot backen und die Brauer Bier herstellen.

Letzte Station der Führung war die Dernbach-Bastion, welche erst nach dem 30 Jährigen Krieg am heutigen Stadtpark ab 1675 entstand. Die Dernbachbastion, die modernste der ganzen Festung, ist größtenteils erhalten. Der obere Rondengang verläuft hinter der Mauerkrone mit jeweils einem Wachtürmchen an den spitzwinkeligen Ecken. Unterhalb des Wachturms zur Bamberger Straße findet sich das Wappen des Fürstbischofs "Valentin Voit von Rienik" von 1664, d.h. das Wappen war schon einmal an einer anderen Stelle eingemauert. Das Amtswappen von Fürstbischof "Peter Philipp von Dernbach" aus dem Jahr 1675 befindet sich auf der Nordseite der Wehranlage. Das Innere der Bastion, welches wir diesmal mit Licht durchstreiften, besteht aus einem schmalen Rondengang mit ebenfalls maskierten Schießscharten. Damit war der offizielle Teil der Führung beendet. Nach einer kurzen Erholungspause im Stadtpark ging es zurück zu unserem Ausgangspunkt, der Touristinfo. Dort erwartete uns bereits Herr Kretschmann, der uns Alle zu einem Eis bei der Eisdiele einlud. Die Eisspende übernahm die Ortsgruppe Forchheim. Hier ein Dankeschön aller Beteiligten. Für die Kinder und Jugendlichen war die Erkundung der dunklen Wehrgänge ein tolles Erlebnis. Zudem haben wir Alle, auch die Erwachsenen Begleitpersonen, viel über Forchheim gelernt und wissen jetzt, dass die Stadt eine große Geschichte und viele Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat. Man kann in Forchheim auch selbst auf Erkundungstour gehen. Nürnberger Tor, Klosterkirche St. Anton, Johanniskirche, Martinskirche, Marienkapelle, Katharinenspital, Siechhauskapelle an der alten Regnitzbrücke und Pfalzmuseum bieten sich an. Zudem gibt es in Forchheim auch viele bekannte Brauereien und Gaststätten.

Heinz Hofmann, FSV-Jugend