Kulturpreis für Prof. Dr. Wolfgang Schirmer
Anlässlich des 27. Heimattages der Fränkischen Schweiz in Morschreuth erhielt Prof. Dr. Wolfgang Schirmer aus Wolkenstein den Kulturpreis des Fränkische Schweiz-Vereins (FSV).
FSV-Kulturausschussvorsitzender Walter Tausendpfund hielt die Laudatio auf Prof. Dr. Schirmer. Diesen heutigen Zustand aus Wirken von Natur und Mensch in all seinen Facetten zu erforschen und zu beschreiben – gerade in unserer Fränkischen Schweiz, ist das langjährige Anliegen unseres diesjährigen Kulturpreisträgers Prof Dr. Wolfgang Schirmer.
Das Forschungsgebiet – der Weg zur Fränkischen Schweiz
Unser Kulturpreisträger 2019 ist von Beruf Geolge. Ein Geologe ist ja von Haus auf nicht unbedingt der Typ des Stubengelehrten oder Bücherwurms, er ist zwar auch bei seinen Büchern, aber ihn zieht es immer wieder hinaus in die Welt, in die Natur, in sein Forschungsgebiet. Sein Anliegen bei der Forschung war grundsätzlich, alles zu erklären, was man draußen in der Landschaft sehen kann.
Zu den maßgeblichen Schwerpunkten der Forschungen von Prof. Schirmer gehörte – neben dem Rheintal, dem Euphrat-/Tigrisgebiet im Nahen Osten - das Main-Gebiet.
Hierfür unterhielt in Romanstal bei (Bad) Staffelstein seine Forschungsabteilung von 1976 bis 2017 für diverse Unternehmungen ein Dauerquartier.
Von hier aus begann auch dann die nähere intensive Beschäftigung mit der Fränkischen Schweiz. Ihn interessierten der Vulkanismus, die Fossilien, die Gesteine, insbesondere die Riffe... und von hier aus war dann der Weg zur Erkundung des Klimawandels nicht mehr weit. Zuletzt befasste er sich mit den tropischen Böden aus dem Rhät – auch in der Fränkischen Schweiz.
Alterssitz in der Fränkischen Schweiz
Aus der wissenschaftlichen Zuneigung zur Fränkischen Schweiz wurde mit Erreichen der Pensionsgrenze für Prof. Schirmer bald mehr:
- Da in Nordrhein-Westfalen ein Professor mit Erreichen des 65. Lebensjahres emeritiert wird (also eine Verlängerung der aktiven Zeit nicht möglich ist), wurde die Suche einer neuen Unterkunft aktuell.
- Um den „rheinischen Tropen" zu entgehen, entschied sich die Familie Schirmer nun für das Gebiet, das von der Forschungstätigkeit bestens bekannt war – für die Region Fränkische Schweiz, wo es keinerlei Eingewöhnungsprobleme gab. Als sich in Wolkenstein eine den Vorstellungen entsprechende Unterkunft fand, stand einer Anmeldung im Rathaus von Ebermannstadt am 4. August 2003 im Wege. Der eindrucksvolle Röthelfels über dem Urspring-Tal wurde zum beliebten „Hausberg".
Hier nun konnte und kann nun Professor Schirmer – begleitet und unterstützt von seiner Gattin Ursula – sowohl Berufung als auch Neigung verbinden. So widmet er sich (nach eigener Aussage) nun bevorzugt Orten, „wo nicht so viele Leute sind".
Dazu gehören z.B.:
- die Erforschung der Herkunft der Gesteine, die in der Basilika von Gößweinstein verbaut sind. Er stellte sich dabei die Frage: „Wo waren die hierfür erforderlichen Steinbrüche? Zum großen Teil sind sie ja heute, da längst aufgegeben und verbuscht, nur mehr schwer zu finden...
- ihn interessiert die Frage, woher die Bleichungen im Gestein der Fränkischen Schweiz kommen.
Auf Nachfrage betont er immer wieder, einen besonders bevorzugten Ort in der Fränkischen Schweiz für ihn nicht, er forscht grundsätzlich überall...überall spricht die Landschaft zu ihm und überall bringt er sich in diesen Dialog mit seinen Mitteln ein.
Ein kleiner Blick zurück:
Zur Neugier des Kennenlernens gehört nach unserem Verständnis ein kleiner Blick zurück – der soll nun noch nachgetragen werden:
Unser FSV - Kulturpreisträger 2019 wurde 1938 in Amberg geboren, ging dort drei Monate zur Schule und legte sein Abitur am Gymnasium in Bad Windsheim ab. Anschließend studierte er Geologie an den Universitäten in Erlangen und Zürich, war Assistent an der Universität Köln und lehrte ab 1973 bis 2003 Geologie an der Universität Düsseldorf.
Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und mindestens zwei Enkel...
Und noch etwas sei verraten:
Was man vielleicht landläufig bei einem nüchternen Wissenschaftler nicht vermutet:
Prof. Schirmer ist auch ein musischer Mensch.
In Forchheim ist er Mitglied im Kammerchor „Sonorité", der sich – laut Internet - anspruchsvoller, überwiegend geistlicher Chorliteratur verschrieben hat. Die Erfolge des Chores haben immerhin dazu geführt, dass ihm im November 2014 der Kulturpreis des Landkreises Forchheim verliehen wurde.
Und als reiche Hobby-Leistung betrachtet Prof. Schirmer seine zwei poetischen Werke:
- 2016 – der Gedichtband „Wegewarte", in dem Prof. Schirmer über Lebenshöhen und – tiefen, Berufssituationen, Naturbetrachtungen, Reisen, Jahreszeiten, Liebe und Lust zum Schmunzeln, Mitfühlen und Nachdenken schreibt.
- Ein weiteres Werk erschien 2018 unter dem Titel „Cuevo – der Rabe von La Palma" und wird vom Verfasser als „Fantaselle" bezeichnet, womit er dieses Spiel der Phantasie bezeichnet.
Gratulation:
Bevor ich diese Blätter zur Seite lege, sei abschließend Prof. Dr. Wolfgang Schirmer ganz, ganz herzlich zum Kulturpreis gratuliert.
Er kennt die von ihm in den Mittelpunkt seines Blickfeldes gerückten Teile der Fränkischen Schweiz ganz vorzüglich, seinem Drang, hier neue Entdeckungen zu machen sind keine Grenzen gesetzt. Und wir dürfen alle dankbar sein, dass er viele seiner Entdeckungen uns in seinen stets bestens vorbereiteten Exkursionen für den FSV-AK Heimatkunde und Beiträgen für die FSV-Zeitschrift „DIE FRÄNKISCHE SCHWEIZ" zugänglich gemacht hat.
Als Schriftleiter dieser Vierteljahresschrift bin ich mit Ihnen allen hier im Saal schon jetzt gespannt, was er uns noch alles über unsere Fränkische Schweiz erzählen wird.
Doch in diese Gratulation zum Kulturpreis 2019 muss auch noch eine Person miteinbezogen werden – nämlich die treue und ständige Begleiterin unseres Kulturpreisträgers, seine Ehefrau Ursula. Auch ihr gilt heute diese ehrenvolle Würdigung und unser von Herzen kommender Glückwunsch.
Walter Tausendpfund