Hans Max Freiherr von und zu Aufsess

Am 4. August 1906 kam er als Spross fränkischen Uradels in Berchtesgaden zur Welt. Der gelernte Jurist und Forstwirt war während des 2. Weltkrieges (1942-45) Verwaltungschef der englischen Kanalinseln. Hier zeigte sich seine künstlerische Ader. Er dokumentierte und fotografierte die Inseln und brachte das Ergebnis als Buch (Bilderbogen von den Kanalinseln) heraus. 170 weitere Werke folgten, beispielsweise Heimatgeschichtliches über Nürnberg, Erlangen, Coburg, Lichtenfels und Kronach. Im Auftrag der Nordbayerischen Nachrichten schrieb er zwischen 1956 und 1989 etwa 40 Hefte, die teilweise als „Jahresgabe“ der Zeitung verschenkt wurden, darunter Klassiker wie „Die Fränkische Schweiz, Schlupfwinkel deutschen Gemütes“ und als letzte Beigabe: „Europäische Spiegelungen am Main“. Nach dem Krieg arbeitete von Aufsess als Rechtsanwalt in Bamberg, von 1960 bis 1975 war er Generaldirektor der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha’schen Familienstiftung.

Anschließend, bis zu seinem Tode 1993, lebte er als Guts- und Forstverwalter auf Schloss Oberaufsess, wo die meisten seiner schriftstellerischen Werke entstanden, darunter humoristisch-leutselige Erzählungen, wie die über den Gasseldorfer „Wiener-Würstchen-Erfinder“ Lahner. Die „Briefe aus der Pilgerstube“ sind ebenso berühmt wie „Eine Fränkin gewinnt Weimar“, geschichtliche Abhandlungen über Waischenfeld und Ebermannstadt oder die „Fränkischen Impressionen“. Eine seiner letzten Veröffentlichungen gab der Fränkische Schweiz- Verein (Arbeitskreis Heimatkunde) in Zusammenarbeit mit dem Ackermannverlag in Hof 1991 heraus. „Meine Fränkische Schweiz“ enthält auf 144 Seiten sieben seiner bekanntesten Kurzgeschichten über die Fränkische Schweiz, illustriert mit 37 seltenen Radierungen und Stahlstichen aus seiner berühmten Sammlung.

Aus einer weiteren Publikation: „Der Franke ist ein Gewürfelter“ entstand der Kulturpreis der drei fränkischen Bezirke, der seit 1985 alljährlich am 11.11. (Martini) an typische „Franken“ in Form eines überdimensionalen, beschrifteten Würfels vergeben wird. Hans Max von Aufsess, ihm wurde die Auszeichnung 1997 posthum (für hervorragende Haltung als Gewürfelter) verliehen, schreibt darüber: „ Der Würfel ist wie der Franke ein widersprüchliches Ding. Er ist weder eine Kugel noch ein Kubus. Durch Abrundung seiner Ecken und Kanten vereinigt er aber die Funktionen von Beiden: Er rollt und er steht“.

Der „Baron“, wie er im Volksmund genannt wurde, war Träger vieler Preise. 1971 zeichnete ihn Landrat Franz-Josef Kaiser (Ebermannstadt) mit dem Kulturpreis des Fränkische Schweiz- Vereins aus, 1980 bekam er den Wolfram-von- Eschenbach-Kulturpreises des Bezirks Mittelfranken verliehen; im gleichen Jahr würdigte der Landkreis Bayreuth sein literarisches Schaffen mit dem erstmals vergebenen Kulturpreis. Und, er erhielt das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Hans Max von Aufsess starb am 22. November 1993. Drei Jahre nach seinem Tod konnte Landrat Dr. Günter Dietel für das Fränkische Schweiz- Museum in Tüchersfeld neben der 180 Stücke umfassenden Sammlung alter Radierungen und Stiche auch den kompletten literarischen Nachlass, den die langjährige Weggefährtin Christel Thömmes verwaltete, als Dauerleihgabe in Empfang nehmen, um damit im Museum eine „Aufsess-Stube“ einzurichten, die 1999 fertig wurde. Dazu hatte Cornelia von Aufsess, eine Enkelin des Schriftstellers Originalinventar zur Verfügung gestellt. 1996 bekam auch die öffentliche Bibliothek des Fränkische Schweiz- Vereins an die 70 Essay- und Bildbände von der literarischen Verwalterin Thömmes überreicht; außerdem deponierte sie mehrfach vorhandene Bände in der öffentlichen Bücherei des Marktes Heiligenstadt. Damit erfüllte sie nach dreijähriger Sichtung und Katalogisierung seiner Werke den testamentarischen Auftrag, das literarische Erbe des Schriftstellers auch künftigen Generationen an mehreren Stellen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Es ist für uns eine Verpflichtung, die Erinnerung an Hans Max von Aufsess wachzuhalten“, sagte auch Landrat Dr. Dietel in der Pressekonferenz zur Vorstellung der Stichesammlung am 9. Februar 1996 im Tüchersfelder Fränkische Schweiz- Museum.

Im Juli 2002 schließlich übernahm Dietel von Cordula von Waldenfels, der Tochter des Schriftsteller und Cornelia von Aufsess, der Enkelin den kompletten, bisher als Dauerleihgabe definierten schriftstellerischen Nachlass nebst Urheberrechten sowie die Sammlung alter Bilder und Stiche endgültig in den Besitz des Museums. Das Nürnberger Germanische Nationalmuseum, das sich ebenfalls um den Nachlass bewarb, hatte das Nachsehen. Interessante Note am Rande: Es war Hans von Aufsess, sein Urgroßonkel, der 1852 das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gründete. Karl Schuhmann, Essayist der Süddeutschen Zeitung schrieb einmal über Hans Max von Aufsess: „Er ist ein Virtuose des Gedankens, ein profunder Kenner fränkischen Wesens, der wohlwollend und amüsant auf die Begebenheiten von Gestern und Heute blickt und ihnen auf den Grund geht“. Löwisch