Erich Döttl

Verleihung des Kulturpreises des Fränkische-Schweiz-Vereins an Herrn Erich Döttl am 8. Mai 2004 (Ebermannstadt)

Sehr geehrter Herr Döttel, verehrte Frau Döttel, werte Festgäste,  liebe Heimatfreundinnen, liebe Heimatfreunde!

Bei der allmählichen Vertiefung in die Biographie unseres diesjährigen Kulturpreisträgers habe ich nach und nach, mehr und mehr folgenden  Eindruck gewonnen, der mich dann auch bei der Gestaltung dieser Laudatio geleitet hat:

Herr Oberstudiendirektor i. R. Erich Döttl kann heute eigentlich nur vor dem breiten Spektrum seiner wohl wichtigsten Wirkungsstätte, also vor dem breiten geistigen Panorama von Ebermannstadt, halbwegs angemessen erfaßt und dargestellt werden.

I.          Ebermannstadt – so muß man neidlos konstatieren, hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten den Rang einer  heimlichen Hauptstadt der Fränkischen Schweiz erarbeitet.

Es waren sehr einflußreiche Persönlichkeiten, die nach dem 2. Weltkrieg maßgeblich dazu beitrugen, daß das Biotop Ebermannstadt zu diesem Aufstieg innerhalb der Fränkischen Schweiz ansetzen konnte.

 Erinnert werden muß in diesem für unseren Fränkische-Schweiz-Verein so wichtigen Zusammenhang an  Persönlichkeiten wie z.B.: Dr. h.c. Rudolf  Eberhard – von 1947 bis 1957  Landrat von Ebermannstadt und wichtiger Initiator der Wiedergründung des Fränkische-Schweiz-Vereins am 5. Juli 1947 im – damaligen - Parkhotel in Muggendorf und – ganz besonders wichtig - von 1950 bis 1974 Stimmkreisabgeordneter der Landkreise Ebermannstadt und Pegnitz, an Franz Josef Kaiser – ebenfalls Landrat von Ebermannstadt und ab 1962 1. Hauptvorsitzender des FSV – oft auch „Vater der Fränkischen Schweiz“ genannt -  und an den nach der Gebietsreform der  Stadt Ebermannstadt – aus gutem Grunde - immer sehr zugeneigten Forchheimer Landrat Otto Ammon.

Dazu müssen wir noch erinnern an: Dekan i. R. Ernst Schlösser – im Ruhestand hierher gezogen und rasch zu einem stets auf Hochtouren laufenden  aktiven Wanderfreund  geworden - und ganz selbstverständlich an unseren unvergessenen Karl Theiler – ebenfalls  früherer Bürgermeister von Ebermannstadt -, den weithin beliebten Mundartautoren und unermüdlichen Aktivisten auf den verschiedensten Ebenen - einen Mann mit einem ganz besonders einmaligen Charakter, der stets mit jedermann schnell per Du sein konnte...und so auch jeden Neuankömmling in Ebermannstadt in kürzester Zeit zu integrieren verstand.

Sie alle – und wahrscheinlich noch einige mehr - haben auf ihre ganz persönliche Weise dazu beigetragen, daß Ebermannstadt sein spezifisches Bild in der Öffentlichkeit entwickeln konnte, eben  zu jenem „EBS“ wurde, wie man hier salopp - und einem gewissen Hang zur speziellen Insiderei - sagt. Ebermannstadt erkennt unter ihrer Ägide seine besondere Chance als „Zentrum im Unteren Wiesenttal“,

-           nutzt die Zentralität, die das bis zur Landkreisgebietsrefom noch ansässige Landratsamt bietet,

-           schützt und fördert in besonderem Maße die heimische historische Bausubstanz,

-           saniert die altehrwürdige Marienkapelle mit den wichtigen Friedrich Theiler-Bildnissen,

-           rettet den Bahnanschluß nach Forchheim und unterstützt den Ausbau der Museumsbahn Ebermannstadt-Behringersmühle,

-           fördert kontinuierlich den Charakter als attraktive Einkaufsstadt für das Umland,

-           baut systematisch den Naherholungswert der Stadt mit leistungsfähiger Gastronomie im Stadtgebiet und einem umfangreichen, sehr gepflegten Wandergebiet aus und

-           erreicht die Unterbringung der Geschäftsstelle des Fränkische-Schweiz-Vereins und der vereinseigenen Bibliothek im ehemaligen Landratsamt

-           sowie der die Tourismuszentrale für die Fränkische Schweiz,

-           baut das Bürgerhauses zum städtischen Tourismusbüro aus und integriert hier später das wertvolle Heimatmuseum,

-           bietet u.a. auch dem  Künstler Harro Frey aus Pettensiedel ein reiches Betätigungsfeld und macht die Innenstadt so  zu einer Art kleinen Kunstgallerie mit wichtigen Stationen vor der Katholischen Kirche (Stadtheilige), am Marktplatz (Marienstatue und Erlebnisbrunnen), am Frantz-Melchior-Freytag-Platz (Denkmal), an der Wiesentbrücke am ehemaligen Landratsamt (Nepomuk und altes Wasserrad), am Rathaus (St. Christophorus an der Fußgängerbrücke) oder am Bürgerhaus (Eber und Schafmelker, Gedächtnisstein zu Ehren von  Tieck und Wackenroder)...

-           bietet eine starke Förderung der hiesigen FSV-Ortsgruppe, was sich in rasantem Miedgliederanstieg und einem üppigen Jahresprogramm niederschlägt: Ostereiermarkt,

Wanderungen, Familienfreizeiten und und und...  (In diesem Zusammenhang müssen neuerdings auch hervorgehoben werden: Dr. Hans Weisel, als Leiter des FSV-AK Heimatkunde, späterer FSV-Ortsgruppenvorsitzender (mit sehr wichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vgl. auch Frau Leyrer als Trachtenexpertin) und Kulturkreisleiter, und auch der derzeitige Bürgermeister Franz-Josef Kraus schickt sich an, sich in diese Liste der großen Vorkämpfer einzufügen.)

-           Ebermannstadt trieb so schon früh und engagiert insbesondere durch den Kulturkreis die außerschulische kulturelle Entwicklung voran...

-           und entwickelte  sich früh zur beliebten Schulstadt mit Grund- und Volksschule, Realschule und – bis zur Gebietsreform – auch mit Landwirtschaftlicher Berufsschule...

So gelang es Ebermannstadt als relativ kleiner Kommune im offenen und sonnigen Unteren Wiesenttal Schritt für Schritt  zu einem richtigen „Vorzeigestädtchen“ zu werden -...,

... dem jetzt gerade noch zur Abrundung all des Erreichten ein richtiges Gymnasium fehlte.

 

II.         Und so schlägt nun - innerhalb dieses „spezifischen örtlichen/städtischen Biotops“ – die Schicksalsstunde unseres diesjährigen Kulturpreisträgers: Herrn Erich Döttl fiel hier die Aufgabe zu, als  Gründungsdirektor eines neuen  Gymnasiums maßgeblich zur Stärkung des Zentralitätscharakters von Ebermannstadt beizutragen...

... Und so wächst unser Kulturpreisträger fast von selbst in die  zentrale und herausgehobene Position innerhalb Ebermannstadts und der westlichen Fränkischen Schweiz hinein, für die wir ihn heute besonders ehren wollen.

Da aber bekanntlich im Leben nichts von ungefähr kommt, will ich mich nun den wichtigen Wurzel zuwenden, die bei der kulturellen Arbeit von Herrn Döttl eine maßgebliche Rolle spielten:

1. Daher muß man zunächst beim biographische Hintergrund beginnen:

Geboren wurde Herr Erich Döttl im Jahre 1925 (23. 1.) in Bamberg als Sohn des Staffelsteiner Oberveterinärrates Robert Döttl und seiner Frau Margarethe.

Im Elternhaus und im frühen Heimatort wurde bereits das Interesse an bodenständigem Forschen geweckt:  Zum einen trug hierzu der Vater bei, der sich neben seiner beruflichen Arbeit auch als Heimatdichter mit Veröffentlichungen in der Tageszeitung profilieren konnte. Zum anderen beeinflußte ihn der Umgang mit Heinrich Kohles, der  sich stets für die Geschichte des Ortes Staffelstein und der Umgebung interessierte – und später sogar der Entdecker der Staffelsteiner Thermalquellen wurde.

Spätes Produkt dieser innigen Kontakte sind die Studien, die Herr Erich Döttl über seinen Vater und Heinrich Kohles in den „Staffelsteiner Lebensbildern“ entworfen hat. In dieser Zeit wird wohl auch schon das Interessen an Adam Ries entstanden sein, mit dessen Schriften er sich in späteren Jahren auch noch ausführlicher beschäftigte. Herr Döttl beginnt nach dem Kriegsdienst und einer Ausbildung als „Altlehrling“ für den Beruf des Brauers und Mälzers – und nach einem nachgeholten Abitur - mit dem Studium der Fächer Deutsch, Geschichte, Erdkunde bis 1953 (Prüfungsjahr). Seinem Wirken in Ebermannstadt gehen bis 1970 Lehramtseinsätze in Amberg und  Schwandorf voraus.

2.  Dann aber beginnt seine Lehrer-Karriere in Ebermannstadt:

In diesem Schicksalsjahr 1970 meldete  sich Herr Döttl auf Grund schon länger bestehender besonderer Neigung zur hiesigen Landschaft und zum damaligen Wiesent-Städtchen an das noch nicht vorhandene, weitgehend nur in der Ausschreibung bestehende Gymnasium in Ebermannstadt.

Er wird Gründungs-Schulleiter: Doch der Anfang erweist sich alles andere als leicht, eher sehr schwierig, ja abenteuerlich: Am ersten Tag findet er 72 Schüler vor ... und sich selbst in den ersten Wochen als einzige Lehrkraft! (Dies wäre aber eine eigene interessante Geschichte.)  Erst allmählich  entsteht an der neuen Schule eine kleine Lehrer-Notmannschaft... Und Jahr für Jahr nehmen die Schüler und die Klassen (und damit natürlich auch die vielfältigen pädagogischen und organisatorischen Probleme beim Aufbau eines homogenen Lehrerkollegiums) zu, bis schließlich das Vollgymnasium mit etwa 900 Schülerinnen und Schülern erreicht ist. Für größere und aufwändigere Hobbys/bzw. Vorlieben etc. blieb in diesem Lebensabschnitt von 1970 bis 1987 wohl nicht sehr viel freie Zeit. Trotzdem wurden besondere Liebhabereien  nie ganz vernachlässigt.

Hierzu gehörten seit je her bis heute:

Zeichnen..., Dichten..., Musik spielen...z.B. Schifferklavier, Klavier...

Wichtiger war eindeutig der weitere Ausbau des Gymnasiums;  erst mußte

- die Landschafts-Namensgebung für das Gymnasiums in , nämlich Gymnasium „Fränkische Schweiz“,  durchgesetzt,

- der Bau eines zeitgemäßen Schulhauses  und dessen funktionale Ausgestaltung realisiert,

- das Angebot eines sinnvollen unterrichtlichen Zusatzangebotes insbesondere auch für die Stadt als kulturellem Mittelpunkt etabliert werden: bekannt geworden ist beispielsweise die über die Grenzen der Fränkischen Schweiz hinaus renommierte Schul-Theatergruppe etc.

Herrn Döttels Vize als „Chef“ war damals der unvergessene – und leider viel zu früh verstorbene - Adolf Schön (mit den Fächern Geschichte, Deutsch, Erdkunde), der stets als großer „Motor“, als umtriebiger Aktionist wirkte...

In diese Schulzeit fällt aber auch die schon fast spektakuläre Rettung der alten Holzbildnisse der Stadtheiligen Florian, Nepomuk, Nikolaus und Sebastian, die verschollen waren, jetzt aber auftauchten, restauriert und in der Aula des Gymnasiums aufgestellt wurden.

Doch an dieser Stelle möchte ich kurz innehalten und an eine Beobachtung erinnern, die sicherlich nicht nur mir aufgefallen ist, wenn er damals mit Herrn Döttl zu tun hatte:

Sei es als Privatperson, sei es als Familienmensch, sei es als Amtsperson ...,

stets pflegt Herr Döttl um sich eine Art von ganz persönlicher herzlicher Offenheit. Besonders fiel mir das bei meinen sporadischen Besuchen in seiner Schule auf: Der Türe zwischen Sekretariat und Direktorat fehlte so ganz und gar jegliche kafkaeske Geheimniskrämerei und Verschlossenheit, wie sie damals noch weit verbreitet war und zum unbedingten Habitus eines auf Respekt bedachten Chefs gehörte.

Nein, hier im Ebermannstadter Gymnasium stand die Türe zum Direktorat einfach offen, der Schuleiter hörte mit, was im Sekretariat besprochen wurde, kam aus seinem Zimmer, wenn es ihn zu betreffen schien...kurzum er machte schon den ersten und zweiten Schritt auf einen zu, bevor man noch das eigene Herzklopfen hinuntergewürgt hatte.

Dieser Offenheit begegnet man auf ihre Art auch in seinem Wohnbereich, wo ein Raum in den anderen übergeht und riesige Panoramafenster lenken den Blick über große Teile Ebermannstadts und das benachbarte Wiesenttal. 

3. Eintritt in den Dienste für die Allgemeinheit:

Und vielleicht liegt in dieser bewundernswerten Offenheit und in diesem Blick für das Ganze ein wesentliches Geheimnis für den Erfolg des Schulmannes Döttl. Ihm war nämlich sehr bald klar: Die neue Schule konnte sich nur dann dauerhaft durchsetzen, wenn sie möglichst schnell in den Gesamtorganismus von Ebermannstadt integriert wurde. Und das bedeutete für ihn, sich als  Schulleiter voll und ganz in den Dienst der Allgemeinheit, d. h. konkret in das Wirkungsfeld von Lokalpolitik – Kirche –Vereinsleben,  einbinden lassen.

Und das seit Alters sehr selbst- und stadtbewußte Ebermannstadt bot dafür reichlich Gelegenheit: Das quirlige Herz der Stadt - beiderseits der Hauptstraße -  ist – nicht nur von der Wohnung unseres Kulturpreisträgers oben von der Koppenburgstraße aus - wunderbar gut einsehbar ...

... nein, hier beim Flanieren auf der Hauptstraße, beim Kirchgang...trifft jeder jeden , jeder kennt jeden, man kann sich nicht aus dem Wege gehen, begegnet sich beim Bäcker, Metzger oder in der Gastwirtschaft...oder einfach nur so am Abend oder am Sonntagnachmittag...

Für Erich Döttl und sein Gymnasium – Lehrer, Schüler wie Eltern - bedeutete das immer und immer wieder, daß man sich gerne bei anstehenden Vereinsfesten einbrachte,  Festwagen mitgestaltete und ohne Unterlaß Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zum Mitmachen motivierte.

Und so manifestierte sich sein ganz konkretes Engagement  auf den verschiedensten denkbaren Ebenen:

- für die Stadt Ebermannstadt: als kreatives Mitglied im Museumsbeirat, wo sein Rat gebraucht wird, und als Historiker z.B. mit dem Beitrag  „Ebermannstadt und die deutsche Romantik“ in: „Die Entdeckung der Fränkischen Schweiz durch die Romantiker“;

- im Fränkische-Schweiz-Verein: insbesondere in der Ortsgruppe Ebermannstadt, wo er wertvolle Arbeit in der Vorstandschaft, nicht zuletzt als Schriftführer, leistete, im AK Bauen und Gestalten, insbesondere im Kuratorium „Schmuckziegel“, wo sein fachmännischer Rat stets geschätzt ist;

-           bei der FSV-Zeitschrift DIE FRÄNKISCHE SCHWEIZ

 durch wichtige Beiträge wie z.B. „Der Gügel. Kirchlein der Besonderheiten“ in Heft 4/1989.

Aber bei Herrn Döttl reicht es keineswegs, nur die Titel seiner Werke aufzuzählen. Bei ihm ist es ganz wichtig, auch einen Blick hineinzuwerfen. Und schnell nimmt einen sein einfühlsamer von Sach- und Sprachkunde geprägter Duktus auf und läßt einen nicht mehr los.

Daher lag es nahe, daß man ihn bat, seine Texte selbst vorzutragen und sie so erst richtig zum Klingen zu bringen. Ein weites Feld sind daher seine Leseaktivitäten; hiermit konnte er

- bei Lesungen im Rahmen von FSV-Veranstaltungen brillieren: z.B. bei der 1. Feierabend-Lesung in Affalterthal, als Rezitator seiner Weihnachtsgeschichte...; - im Kulturkreis Ebermannstadt (wo er auch Mitglied des Vorstandes war): bei seinen sehr beliebter Vorträgen und Lesungen; - und bei der Hanns-Seidel-Stiftung: wo er ein gefragter Referent  für Kultur und Brauchtum war und ist.

III.         Hierbei kristallisierten sich nun auch ganz persönlich gefärbte künstlerische           Arbeitsschwerpunkte heraus:  Es ergänzen sich – gleichsam wie bei einer Wippschaukel -  zwei einander stützende  Pole:

1. Zum Einen...

-           seine Lust zu erzählen:

Hierzu verriet er mir, daß ihm schon sein Geschichtsprofessor Dr. Ernstberger an der Universität vermittelt habe, die Geschichte sei in erster Linie eine Abfolge von Geschichten und Anekdoten. Und daraus entwickelte sich die pädagogische Variante des narrativen Unterrichtens, d.h. durch Fesseln beim gekonnten Erzählen im Schüler ein Verständnis, eine tiefere Einsicht, ja eine Betroffenheit auszulösen.

Dies vermag freilich nur der, der wirklich auch erzählen will, erzählen lernt, erzählen kann. Zeugnis von dieser seiner Gabe legen seine Bücher ab wie z.B.:  „Feierabend“ (1991), „Die Christnacht im Januar“ (1994), „Zum Grinsen, Grübeln, Gruseln“ (2000),

Gerade letzteres Buch mit dem Stabreimtitel, von dem er selbst (laut FT vom 1. 12. 2000) sagte, es vereine ein „Sammelsurium aus vielen Jahren“, mit dem er mittels der ihm eigenen Fabulierlust an die – von ihm so titulierte - „Spießergeneration“ um Stifter, Keller und Storm anschließen wolle, zeigt uns den vielseitigen Döttl: Neben schönen – teils phantastischen, teil authentischen - Geschichteln, wie sie zum Fränkischen gehören, neben geschichtlichen Reminiszensen usw... finden sich eben auch sehr persönliche Reflexionen, wie sie sich eine Persönlichkeit von seinem Schlage eben stellt - ich will nur einige Strophen aus dem vorletzten Beitrag anklingen lassen, der mit der Frage „Ein volle Leben?“ überschrieben ist:

„Menschen durch ihr Leben wandern, nicht links, nicht rechts den Blick,

sehen und hören nicht den andern, irren zu, schau’n nie zurück...

Der eig’ne Standort unbekannt im Nebel liegt die Welt,

sie schleichen durch ein fremdes Land, die Zeit in Gräber fällt.

 

Wo hast wirklich du gewohnt, wo ganz dein Herz vergeben?

Hat sich das Ganze denn gelohnt? Ist das ein volles Leben?...“

Für Herrn Döttl sicherlich nicht.

-           Denn zu seiner „Fabulierlust“ gehört untrennbar auch  seine schier unbezämbare Lust zu zeichnen, wozu ihn eine gewisse genetische Belastung trieb (, die ich hier aber nicht weiter verfolgen möchte).

(Mich persönlich erinnert dies  an die Welterfassung wie wir sie beispielsweise auch in der Mitte des 20. Jahrhunderts von einem Hermann Hesse oder Theodor Heuss – um nur zwei Protagonisten dieser Geisteshaltung zu nennen - her kennen. Dieser Generation war es noch wichtig, nicht bloß wie heute mittels einer Kamera die Landschaft in Sekundenbruchteilen hastig abzulichten,  sondern sich gelegentlich am Zeichenblatt mit Stift und Farbe und sehr viel Muse in die ausgewählten Landschaftseindrücke  zu versenken und festzuhalten.)

... Auf der anderen Seite dieser Wippschaukel finden wir ... -           die Liebe zur  Kunsthistorie:

Einstieg für seine Friedrich Theiler-Forschungen war der Festvortrag anläßlich des  „11. Heimattages der Fränkischen Schweiz“ im Jahre 1987 in Ebermannstadt, als er sich im Detail diesen eben aus Ebermannstadt stammenden Künstler-Handwerker  vornahm.

Diese Arbeit verfolgte ihn weiter und fand schließlich einen Höhepunkt in dem Werk (zusammen mit Toni Welzbacher): „Die Heiligen des Friedrich Theiler“ (1998) in der großen Schriftenreihe des Fränkische-Schweiz-Vereins. Neuerdings gestaltete er auch die Theiler-Stube im Heimatmuseum in Ebermannstadt mit aus – zum Teil auch mit Theiler-Werken aus der eigenen Sammlung.

-           daneben darf der praktische Kulturführer Döttl nicht vergessen werden, der  anregende Führungen durch sein Städtchen durchführte und auch diese Arbeit letztlich schriftlich festhielt:

z:B. in

„Spaziergang durch Alt-Ebermannstadt und seine Geschichte“ 1987

„Ebermannstadt und das untere Wiesenttal“ (2000)

„Die Marienkapelle in Ebermannstadt“ (2001)

„St. Nikolaus – Pfarrkirsche Ebermannstadt“ (ca. 2004)

...und zuletzt „Von Denkmal zu Denkmal-ein Spaziergang durch Ebermannstadt“ in der Ausgabe 1/2004 unserer Vereinszeitschrift;

-           aber auch ein Kirchenführer für Pretzfeld entstand im Jahre 1995 aus solchen Führungen.

Und so verwundert es schließlich nicht, daß dieses umfassende Potential auch der Landkreis Forchheim vereinnahmen wollte: Nach der Verabschiedung als Schulleiter vereinigte Herr Döttl seine so verschiedenen Fähigkeiten im Amt des  Kreisheimatpflegers des Landkreises Forchheim; er bekleidete dieses Amt von 1987 bis zum Oktober 2002.

IV. Besondere persönliche Einsichten:

Will man die vorstehend aufgezeigten Facetten, die sicherlich in vielen Details lückenhaft und unvollständig sind zu einem halbwegs geschlossenen Fazit zusammenfassen, so kristallisiert sich folgendes Bild heraus:

Von zu Hause her war Herr Döttl sicherlich stets sehr selbstbewußt und konnte sich dabei auf ein solides Wissen auf Grund seiner bodenständigen Forschungen stützen; dieses Basis baute durch seine lebenslangen Studien zu einem ein soliden Wissensfundament aus; seine herzliche Offenheit verschaffte ihm Zugang zur Umwelt und gerne stellte er sich in deren Dienste; hier verstand er es stets glänzend, seine diversen Vorstellungen geschickt, äußerst anschaulich – eben auch stets garniert mit einem guten Schuß künstlerischem Stilempfinden - vorzutragen.

Hieraus entwickelten sich im Laufe der Jahre bei Herrn Döttl eine gewisse Lebenserfahrung, ja Lebensweisheit,  wie sie beispielsweise folgende Zitate erkennen lassen: „Heimatpflege hat sich stets als Erziehungsarbeit zu definieren mit dem Ziel der Bewahrung überkommenen Kulturgutes... Richtig verstanden, dient die Beschäftigung mit der Vergangenheit zur Sinnstiftung für die Gegenwart...“

Oberstes Ziel ist und bleibt für ihn:

„Der Kampf gegen die Vernichtung und Verhunzung gewachsenen fränkischen Kulturgutes“...

Daher ist – für ihn - die Arbeit, die  im Bereich der Heimatpflege geleistet wird, „nie fertig“...

(...insbesondere wohl dann , wenn sich die – nicht nur von mir befürchtete – Tendenz fortsetzen sollte, wonach die Schulen – auch die weiterführenden -  ihren früheren Charakter mehr und mehr ablegen und einstige in Stadt und Land mehr oder weniger fest eingebundene kleine Kulturstätten mit ortsspezifischem Charakter zu  eher computerkompatiblen Wissensagenturen mit vielfach  ortsfremdem Personal mutieren, wo Schulabschlüsse als  Dienstleistungsangebot unter die   Klientel  verteilt werden.)

V.         Das vielfältige und stets qualitativ anspruchsvolle Engagement unseres diesjährigen Kulturpreisträgers hat ihm schon vor dem heutigen Tag zahlreiche Ehrungen eingebracht.

Hierzu gehören  – soweit mir bekannt ist: von der Stadt Ebermannstadt das Ehrenwappen (1973), der Ehrenteller (1981) und auf Beschluß des Stadtrates vom Februar 2003: der Goldener Ehrenring; vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege die Medaille „Für vorbildliche Heimatpflege“  (2002), von der Bundesrepublik Deutschland das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens  (1999) sowie vom Fränkische-Schweiz-Vereins das Vereinsabzeichen in Gold mit Kranz (1999). Diesen ehrenvollen Würdigungen möchte der FSV-Hauptvorstand  nun im Jahre 2004  seinen Kulturpreis anschließen.

Wie lassen Sie doch, sehr geehrter Herr Döttl,  nach den oben zitierten eher negativen Beobachtungen doch Ihr angesprochenes Gedicht „Ein volles Leben?“ ausklingen:

 „...Ist das ein volles Leben? Es kann doch auch ganz anders sein

mit Ziel und Halt und Sinn, du bist nicht auf der Welt allein:...“

Und Sie schließen mit dem Satz – wie auch ich dies jetzt tun will – verbunden mit dem herzlichen Dank für Ihre vielfältige Arbeit im Interesse der Fränkischen Schweiz und der ebenso von Herzen kommenden Gratulation zur neuen Ehrung durch unseren Heimatverein: „Schenk Lieb‘ und nimm sie hin!“

(Walter Tausendpfund, 8. Mai 2004)