Durch das „Wanderparadies” Fränkische Schweiz
Der Fränkische Schweiz- Verein ist zwar Mitglied im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e.V., dennoch ist er kein eigentlicher Wanderverein im engeren Sinne, sondern er bemüht sich durch seine vielseitigen Aktivitäten um die Pflege der Kultur in ihren zahlreichen Nuancen und deckt damit das gesamte Spektrum der Heimatpflege ab. Trotzdem erscheint bereits in den ersten Aufzeichnungen der Gründungsprotokolle der Fremdenverkehr und damit wohl auch das Wandern als ein wesentlicher Bestandteil der Vereinsziele.
Dies ist bei einem Heimatverein, der ein ausgesprochenes Wanderparadies wie die Fränkische Schweiz betreut, nicht verwunderlich. Allerdings haben sich Sinn und Formen des Wanderns immer wieder etwas geändert. Waren es zur Zeit von Tieck und Wackenroder die Entdeckerfreuden in einem exotisch anmutenden Landstreifen oder Begeisterungsstürme über eine romantische Szenerie, die Dichter und Forscher gleichsam magnetisch anzogen, so sind es für den heutigen Wanderer neben dem Naturgenuss u. a. der gesundheitlich- sportliche Aspekt, die soziale Begegnung mit Gleichgesinnten und das kulturelle Erlebnis.
Erholung und Erbauung bot also die Fränkische Schweiz den Naturfreunden und Touristen, einen wirtschaftlichen Gewinn erhofften sich die Wirte in den bisher mit Reichtum nicht verwöhnten Dörfern. Mit Freude förderten daher alle, die für dieses zauberhafte Paradies Verantwortung fühlten alle Maßnahmen, die versprachen, einen bisher verschlafenen Schlupfwinkel an die wirtschaftliche Entwicklung anzukoppeln. Allerdings erkannte man sehr bald, dass die noch weithin intakte Landschaft ein wertvolles Kapital war und gegenüber allzu modernisierenden Einflüssen verteidigt werden musste. Einer Gratwanderung ähneln daher häufig die heutigen Bemühungen um den so oft zitierten sanften Tourismus.
Prägende Persönlichkeiten
Die Funktionsträger des Fränkische Schweiz- Verein haben sich seit jeher um die Förderung des Wanderns und um seine Kanalisierung durch die Schaffung der notwendigen Infrastruktur bemüht. In den Annalen unseres Vereins tauchen vor allem nach dem 2. Weltkrieg Persönlichkeiten auf, die sich durch ihren Einsatz, Ideenreichtum und ihre Aktivitäten um das Wandern in der Fränkischen Schweiz verdient gemacht haben. In erster Linie seien hier genannt:
- Leo Jobst, Pegnitz, Hauptwegemeister 1947 - 1952
- Fritz Krause, Ebermannstadt, Hauptwanderwart 1965 - 1979
- Ernst Schlösser, Ebermannstadt, Hauptwanderwart 1979 -1993.
Jeder dieser Idealisten setzte neue Akzente und prägte so in seiner Zeit das Wandergeschehen. Ihre großen Verdienste wurden jeweils in den Jubiläumsausgaben der vergangenen Jahrzehnte in unserer Vereinszeitschrift eingehend gewürdigt und sollen deshalb aus Platzgründen hier nicht wiederholt werden.
Wanderaktivitäten
Heute fühlen sich die im „Arbeitskreis Wandern" zusammengeschlossenen Wanderführer der Ortsgruppen mit ihrem Hauptwanderwart Sepp Herrmann verantwortlich für ein vielseitiges und anspruchsvolles Wanderangebot. Das jährlich neu aktualisierte Wanderprogramm bietet über das ganze Jahr verteilt zahlreiche Halbtages-, Tages- und Wochenwanderungen in der inneren wie äußeren Fränkischen Schweiz an, wobei je nach Ziel oder Teilnehmergruppe Themen und Schwerpunkte variieren. Besonders aktive Ortsgruppen ziehen ihre Kreise noch weiter und wagen sich sogar ins Hochgebirge oder in das außereuropäische Ausland. Schwerpunkt aber soll und wird die Betonung des Wanderns in der Fränkischen Schweiz sein.
Einen Höhepunkt im Wanderjahr stellt jeweils die Teilnahme am Deutschen Wandertag dar. Je nach der Entfernung zum Austragungsort nehmen alljährlich mehr oder weniger große Gruppen, zumindest aber ein „harter Kern" von 20 bis 25 Personen des FSV an diesem Wandertest teil. Sie lernen dort immer wieder in mehreren Tagesmärschen interessante Regionen kennen, verleben herrliche Stunden unter Gleichgesinnten und - was sehr wichtig erscheint - tragen durch ihr Auftreten das Bild der Fränkischen Schweiz hinaus ins übrige Deutschland, machen so neugierig auf unser Gebiet und motivieren zu einem Wanderausflug in die Fränkische Schweiz.
Dass das Wandern, wie uns die Statistiker immer wieder versichern, zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen zählt, macht Mut, mahnt aber auch zur Wachsamkeit, da nicht alle darunter das klassische Erwandern einer Landschaft verstehen. Vielmehr werden immer mehr sportliche Aktivitäten sichtbar, die auch als „Wandern" bezeichnet werden, ihre Spuren aberden Naturschutz zu gefährden drohen. Naturgenuss und körperliche Bewegung im Freien ist allen gegönnt und erlaubt. Skepsis aber ist gefordert, wo moderne Sportarten wie z. B. das Mountainbiking den herkömmlichen Wanderer behindern oder sogar gefährden und die Natur Schaden leidet. Dem klassischen Wanderer erwächst daher neben seiner Liebe zur Natur eine neue und wichtige Aufgabe, mit wachem Auge auf Auswüchse moderner „Landnutzung" zu achten und nach Möglichkeit mäßigend einzuwirken.
Schulungen notwendig
Vertrauen sich Wanderer einer geführten Wanderung an, erwarten sie vom Wanderführer, dass er über Geologie, Botanik, über Geschichte und Brauchtum, ja über alle Gebiete der Landeskunde des durchstreiften Gebietes bestens Bescheid weiß und noch als versierter Pädagoge seine Gruppe betreut. Diese vielseitigen Fähigkeiten werden einfach vorausgesetzt, sind aber dem, der sich dieser Aufgabe stellt, nicht einfach in die Wiege gelegt. Im Jahr 1999 wurde daher erstmalig zusammen mit dem Fränkischen Albverein ein umfassender Wanderführerlehrgang nach dem einheitlichen Rahmenplan des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine durchgeführt. Nach Abschluss dieses Lehrgangs mit sechzig Unterrichtseinheiten erhielten 13 Teilnehmer des FSV das Wanderführerzertifikat mit Ausweis und Nadel überreicht. Diesem Schritt der Avantgardisten folgen hoffentlich bald weitere Interessenten an einer intensiven Wanderführerausbildung.
Wie in den Fragen der Ausbildung bemüht sich der FSV auch in der Publikation seiner Aktivitäten um hohe Aktualität. Neben der herkömmlichen Veröffentlichung der Wanderangebote in der Verbandszeitschrift und zuweilen auch in der Tagespresse stehen ab 2001 die Wanderprogramme auch im Internet und erreichen so hoffentlich noch mehr Interessenten.
Dass sich Wanderungen in der Fränkischen Schweiz ohne allzu großen Organisationsaufwand gestalten lassen, dazu ist eine gute Infrastruktur Voraussetzung. Diese wird zum größten Teil von den örtlichen Wegewarten geschaffen und gepflegt. Ohne ihren Einsatz wäre manche Tour mit Unsicherheiten und Irrwegen belastet. Dafür gebührt ihnen unser Dank.
Sepp Herrmann