Band 8 - Vom Land im Gebirg zur Fränkischen Schweiz
Warum fand das durch die Jahrhunderte etwas abseits gelegene LAND IM GEBIRG gegen Ende des 18. Jahrhunderts fast schlagartig das Interesse von Gelehrten und aufgeklärten Bildungsreisenden, von Schriftstellern, von Malern und Zeichnern?
Der Grund war ein im Jahre 1774 erschienenes Buch, in dem der Pfarrer Johann Friedrich Esper in spannender, ja fast dramatischer Weise von unterirdischen Grüften mit reichen Knochenlagern unbekannter Tiere berichtete. Für die Geisteshaltung jener Zeit waren dies bemerkenswerte Aussagen. So ist dieses Jahr 1774 für die Entdeckung der späteren Fränkischen Schweiz ein wichtiges Datum.
Viele Fremde reisten nun in diese außergewöhnliche, in weitem Umkreis einzigartige Landschaft. Sie durchwanderten und durchritten sie kreuz und quer auf holprigen Straßen und Wegen und sie ergötzten sich überschwänglich an den oftmals geradezu unwirklich anmutenden Landschaftsbildern, an Bildern, geprägt durch eine karge, herbe, mit Kuppen durchsetzte Hochfläche und tief in das Land eingeschnittene Täler, aus deren Hängen sich kühn aufragende Felstürme erhoben. Baumlose, sonnenverbrannte Wacholderhutungen mit weidenden Schafherden gehörten ebenso dazu wie die engen Talgründe mit ihren saftigen Wiesen und den munter murmelnden Forellenbächen, an denen sich rauschende und klappernde Mühlräder drehten.
Auf vielen Felsklötzen ragten malerische Burgen und Schlösser in schwindelnde Höhen, und besonders bizarre Trümmer verfallender Ruinen beflügelten die Phantasie. Die Besucher erschauerten trotz ihres Forschungsdrangs vor den furchterregenden Höhlenabgründen, dem schaurigen Gähnen der geheimnisvollen Schlünde der gerade erst entdeckten unterirdischen Tropfstein-Reiche. Ihr empfindsames Schwärmen über diese mannigfaltige, wildromantische und zugleich paradiesische Schönheit dieser Miniatur-Schweiz war schier grenzenlos. Sie hatten ihr Arkadien gefunden. Alle aber trugen den alten und bald auch den neuen, lockenderen Namen der Landschaft weit über seine Grenzen hinaus.
Die Zeit der Entdeckung des „Landes der Burgen, Höhlen und Ruinen“ wird von drei mit der Thematik vertrauten Autoren dargestellt. Anhand zahlreicher Karten und Pläne zeigt Dr. Gustav Voit, der beste Kenner der Geschichte im Raum der Fränkischen Schweiz, den historischen Hintergrund auf und stellt einige der um 1800 bekanntesten Burgen eingehend vor. Die Entdeckungsgeschichte der Höhlen und ihre Erforschung legt Brigitte Kaulich umfassend dar. Ausführlicher beschreibt sie die im 18. und 19. Jahrhundert bekanntesten und meistbesuchten Höhlen.
Da über die einst sehr zahlreichen Mühlen der Fränkischen Schweiz nur sehr wenige Veröffentlichungen vorliegen, war ein umfangreiches Quellenstudium notwendig, damit Walter Rüfer die Zeit vor und nach 1800 lebendig werden lassen und die Hausgeschichte einiger Mühlen nachzeichnen konnte.