Heft 10 - Klaussteiner Urvertrauen

Nachdem ihr ,,Klaussteiner Bauernpsalter“ (1990, 4. Aufl. 1995) so gut aufgenommen worden ist und eine überraschend weite Verbreitung gefunden hat, folgt nach nur fünfjährigem weiteren Dichten nun ihr zweiter Gedichtband. Das bewährte Konzept behält sie bei. Jedem Gedicht wird ein kurzer, einführender Prosatext vorangestellt.

Die Autorin ,bearbeitet‘ jedes Jahr, d. h. sie arbeitet den Inhalt eines Jahres auf ihre Weise auf und daraus ergeben sich zwangsläufig Gedichte unterschiedlichster Themenstellungen, was andererseits auch die Gedichtform mitprägt. Fast alle Gedichte stehen vor einem kritischen Hintergrund. Der Leser wird gezwungen, nach dem Schlusspunkt die aufgeworfenen Fragen, die angestoßenen Gedanken weiterzuspinnen. Die Autorin steht auf einem festen religiösen Fundament, viele Verse sind gleichsam Gebete, und in Versen lassen sich Aussagen oft treffender formulieren, fallen auf einen eher aufnahmebereiten Boden. Man kann sich fragen, wann findet eine Frau, die als Bäuerin und Mutter voll ausgelastet ist, überhaupt die Zeit, diese Vielfalt an Gedanken zu verinnerlichen und in Gedichtform zu bringen. Das zeugt von einem übermächtigen inneren Zwang, von einer nicht zu bremsenden inneren Unruhe, von einer aufgewühlten Seele. Die 152 Gedichte belegen dies nachdrücklich.

Illustriert ist der Band wieder mit aussagekräftigen, qualitätsvollen Bleistiftzeichnungen von Eva Thiele. Sie stellen gleichsam das Konzentrat der Neunerschen Gedankenwelt dar.